Am Ende verneigen wir uns
vor den Lebenden und den Toten
den gewesenen und den zukünftigen
Wir verneigen uns vor der Hoffnung
der immerwährenden
der verzweifelt sich sehnenden
Bitte um Heil
Wir verneigen uns vor den Wörtern
Und denen, die sie entkommen ließen
– aller Drohungen zum Trotz –
und denen, die sie aufgespürt
und unter dem Hemd und der Haut
nach Hause
getragen haben
und die nun
da die Zeit sich entschieden hat
sie ein weiteres mal freizugeben
sie an der Hand nehmen
und unter Tränen
aus dem Lager
– des Vergessens –
herausführen
Heute
am Ende
verneigen wir uns
und bitten
um Vergebung
einer Schuld
die auch wir hätten begehen können
Gott bewahre uns
– Catrina E. Schneider
gewidmet dem Deutsch-Israelischen Freundeskreis Neuwied
aus Anlass der Ausstellung
„Stolpersteine in Neuwied – Erinnern für die Zukunft“
Neuwied im November 2014
Stolpersteine: Ziel und Absicht dieses deutschland- und europaweit verbreiteten Projektes ist es, für jedes einzelne Nazi-Opfer – und nicht nur für jüdische Opfer – kleine, fast unscheinbare Steinquader (10 x 10 cm) in den Bürgersteig vor ihren früheren Häusern zu verlegen. Auf einer Messingplatte sind die Daten jedes einzelnen Opfers eingestanzt. Diesen soll durch die Verlegung der „Stolpersteine“ ihr Name und – soweit eruierbar – ihr individuelles Schicksal zurückgegeben werden, das gemeinhin hinter großen Zahlen der Anonymität und dem Vergessen preisgegeben wurde.
Prolog.
Vergessen ist der Ausgangspunkt von Wiederholung.
„die auch wir hätten begehen können“
und von der wir vielleicht nicht mehr weit entfernt sind, sie – in anderer Weise – zu begehen, oder es zumindest zuzulassen.
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