Er bewunderte sie für ihre Fähigkeit, mit unbewegtem Gesicht auf ihrem Smartphone zu chatten – wenn er chattete, konnter jeder sehen, in welcher Stimmung er gerade war.
Einem glücklichen Umstand zufolge stand ihr Schreibtisch gegen seinen und nun sah er erstmals, wie ihr Gesicht immer wieder leuchtete und ihre Lachfältchen sie zauberhaft aussehen ließen.
War es anzüglich, sie zu fragen, ob sie verliebt sei?
Nein, nicht verliebt, nur ein netter Kontakt, antwortete sie ihm.
Der Unterton dieser Untertreibung dröhnte in seinen Ohren.
Schon kurz darauf waren sie und der nette Kontakt ein Paar und kehrten der Welt den Rücken.
Seine Welt voller Hoffnungen, irgendetwas für sie sein zu können, zerbarst.
Sein Inneres Kind war außer Rand und Band und wollte ihn bevormunden, sie fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel.
Er gab ihm nicht nach, nahm es stattdessen auf den Schoß und tröstete es, dass es doch geliebt werde und eine nicht erwiderte romantische Liebe keine Ablehnung darstelle – es gab nichts zu tun, die Dinge sind nun einmal so, wie sie sind und konnten nicht verändert werden.
Entspannt wischten beide anschließend bei Tinder oft nach links, manchmal nach rechts und ganz selten nach oben.
Die Personen und die Handlung der Geschichte sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Dieser Artikel ist unter CC BY-NC-ND 4.0 lizenziert.
[Teilen erlaubt mit Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung]
Impressum/Datenschutz/Datensicherheit
Schön, er nahm das innere Kind auf den Schoß – wirklich ein wunderschönes Bild.
Viele Grüße
LikenGefällt 1 Person
Danke. Dieses Bild habe ich mir von Stefanie Stahl und ihrem lesenswerten Buch „Das Kind in dir muss Heimat“ finden, entlehnt. Das Bild mit dem Schoß ist ein tröstliches Bild, in einem TV-Film galt das auch für die Traurigkeit, die wie eine Katze auf den Schoß kommt und die man streicheln soll, bis wieder vergeht. Liebe Grüße, Bernd
LikenGefällt 1 Person
Ich finde, das ist ein sehr guter Umgang mit dem inneren Kind. Wenn es sich verstanden fühlt, wird es meistens ruhiger, dagegenhalten hilft oft nicht.
LikenGefällt 1 Person
So ist es. Danke & liebe Grüße, Bernd
LikenGefällt 1 Person
Ein schöner und trauriger Text, leider verstehe ich das Ende nicht, da ich Tinder nicht kenne. Wischen in unterschiedliche Richtung steht für Ja, Nein und vielleicht?
Grüße, Katharina.
LikenGefällt 1 Person
Danke!
Nach links wischen bedeutet, dass die Person auf den ersten Blick uninteressant ist, nach rechts wischen bedeutet, dass die Person auf den ersten Blick interessant ist und nach oben wischen bedeutet, dass die Person auf den ersten Blick sehr interessant ist. Die andere Person erfährt in der kostenlosen Version nichts davon, sieht aber garantiert in ihrem Stream die Person, die sie nach oben wischte. Bei einem Rechtswisch ist nicht sicher, dass die andere Person das eigene Profil im Stream sehen wird. Wischen ggf. beide nach rechts/oben ist es ein Match und beide werden darüber informiert und können sich austauschen.
[Ich hoffe doch, dass ich das Prinzip richtig verstanden und wiedergegeben habe. ;-) ]
In meiner Geschichte soll dieser letzte Satz für die Hilflosigkeit meines Protagonisten stehen, für eine Übersprungshandlung, aber auch dafür, dass er gelernt hat, gelassen zu bleiben; er hätte genausogut eine Patience legen können.
Liebe Grüße, Bernd
LikenGefällt 3 Personen
Ah, danke für die Erklärung. :) Lag ich doch gar nicht so falsch.
LikenGefällt 1 Person
Tolle Alternative 😉
Lieber Bernd, dich erwischt es auch: Diese Woche kommen keine Pings für die Etüden durch. Bitte hinterlasse mir doch einen Kommentar mit dem Link.
Liebe Grüße
Christiane
LikenGefällt 1 Person
Ist der Ping jetzt da? Ich habe den Link noch ins entsprechende Feld nachgetragen. Danke. Liebe Grüße, Bernd
LikenGefällt 1 Person
Nein, nichts.
Diese Woche sind auch die Pings von Gerda und Sabine Wortgeflumsel nicht durchgekommen, die sind sonst auch eine sichere Bank, was das angeht, so wie du.
LikenLiken