» Frage: Die Diskussion um die Rolle von Greta Thunberg ist für Sie ein Ablenkthema?
Antwort: Ja, diese personalisierte Diskussion ist völlig irregeleitet. Durch sie wird ein im Grunde berechtigtes Misstrauen gegen politische Handlungsmotive der Zentren der Macht gegen ein psychologisches Ablenkziel umgelenkt. Tatsächlich zeigt diese Personalisierungsdiskussion noch einmal, wie erfolgreich die Zentren der Macht bewährte Spaltungstechniken einsetzen, mit denen sich Erfolg versprechende, das heißt für sie möglicherweise bedrohliche emanzipatorische Bewegungen zersetzen und neutralisieren lassen.
Bei der Klimadebatte können wir zwei bewährte Spaltungstechniken erkennen: Eine besteht darin, ein grundsätzliches gesellschaftliches Problem auf so hochgradig technische Teilaspekte zu verengen, dass ein erheblicher Teil der öffentlichen Veränderungsenergie in Pseudodiskussionen dieser technischen Aspekte absorbiert und somit neutralisiert wird. Die zweite Technik macht sich unsere natürliche Vorliebe für Personalisierungen zunutze.
Diese Vorliebe ist gleichsam eine »Schwachstelle« unseres Geistes, die sich für alle möglichen Manipulationen wirkungsvoll nutzen lässt; auch die Regenbogenpresse lebt von ihr. Um sie für Spaltungszwecke zu nutzen, muss man zunächst darauf zielen, dass eine soziale Bewegung mit einzelnen öffentlich besonders sichtbaren Vertretern identifiziert wird.
Man muss also gezielt einzelnen Personen große mediale Resonanz und Prominenz verleihen. Wenn dann die Bewegung aus Sicht der Herrschenden zu erfolgreich wird, lässt sich die gesamte Bewegung leicht spalten, indem man ihre prominenten Vertreter durch einen geeigneten Rufmord diskreditiert. Und genau dies ist gegenwärtig, gerade auch in einigen alternativen Medien, massiv der Fall. Beispiele hatten Sie ja schon genannt, etwa wenn Greta Thunberg als »Marionette des Kapitals« oder als »Ikone« einer Elitenverschwörung bezeichnet wird, die nur dazu diene, die arbeitende Bevölkerung auf die Ziele der Eliten einzuschwören.
Die Konfusion beginnt hier schon bei der unterstellten Rolle von Greta Thunberg: Denn die Klimabewegung hat zwar in der momentanen medialen Breitenwirkung etwas mit Greta Thunberg zu tun. In ihren objektiven Ursprüngen, im Klimaproblem, ist sie jedoch von Greta Thunberg völlig unabhängig. In der Sache, um die es geht, ist also Greta Thunberg, wenn man es überpointiert formuliert, irrelevant. Und zwar in gleicher Weise, wie etwa Martin Luther King als Person nicht mit dem objektiven Problem der Rassentrennung identifiziert werden darf.
Daher in aller Klarheit: Personalisierungen sind ein bewährtes Spaltungsinstrument. Das hat auch jüngst noch einmal der Rufmord an Julian Assange gezeigt. Doch leider ist der kollektive Gedächtnisverlust auch im sich progressiv fühlenden Milieu mittlerweile so groß, dass das Wissen darüber verlorengegangen ist.
Das gilt übrigens allgemein. Ein Trump-Hass und eine Obama-Begeisterung sind lediglich zwei Seiten derselben Verblendungsmedaille. Beide Personalisierungsaffekte machen blind für die Art und für das Funktionieren tatsächlicher Machtstrukturen. Für eine Analyse politischer Machtverhältnisse ist es ebenso wenig relevant, ob ihre Repräsentanten in kultivierter oder in vulgärer Maske auftreten, wie es für die Opfer eines Verbrechers relevant ist, ob der Täter bei seiner Tat bürgerlich-kultivierte Manieren gezeigt hat oder nicht. Personalisierungen erzeugen stets eine Art Affektverschiebung auf Ablenkziele und sind genau aus diesem Grund ein bewährtes Mittel zur Spaltung und Zersetzung von emanzipatorischen Bewegungen. «
– Rainer Mausfeld, Die neue Arche; Die Öko-Katastrophe, Jens Wernicke, Dirk Pohlmann, Rubikon-Betriebsgesellschaft, ISBN 978-3-96789-000-6, EUR 24,80
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Mich juckt diese Diskussion überhaupt nicht, denn wenn man sich ansieht was passiert IST und abwägt wohin die (klimatische) Reise geht, dann kommt man zu dem Schluss, egal was Greta oder sonstwer Babbelt, die Klimakatastrophe hat schon vor nem Jahrzehnt stattgefunden, es mag nur niemand zugeben!!!!!
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Perfekt auf den Punkt gebracht von dem guten Professor. Professor Mausfeld sollte Pflichtlektüre für jeden sein. Aber die Masse vertraut noch immer Merkel, Spahn und Wieler. Auch die Klimadebatte ist total durchsichtig, wenn man sich nur ein wenig Mühe gibt und die Akteure / Hintermänner genauer betrachtet. Gestern Klima, heute Corona und morgen dann …? Wir werden es sehen.
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Ich habe mir die Doku „I am Greta“ angeschaut und mir vergegenwärtigt, wie schnell aus einer streikenden Schülerin eine vielmillionenfache weltweite Bewegung geworden ist, quer durch alle Altersgruppen. Und dass sich eine Schülerin vor die mächtigsten Marionetten der Welt stellt und ihnen ans Bein pinkelt. Kurz darauf wurde eine Pandemie ausgerufen, die weltweite Straßenproteste unterband und unterbindet. Greta geht seit diesem Herbst wieder brav zur Schule. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
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Wir denken beide das Gleiche. Greta – Corona – ? Wir werden sehen.
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