Seit Stunden wälzt er sich von einer Seite zur anderen.
Er kann wieder nicht schlafen.
Die Vergangenheit backt an seiner Seele wie Pech und Schwefel.
Wieso hat es ihn getroffen – was hat er falsch gemacht – was macht er heute falsch?
Er sorgt sich um das, was kommen mag oder, besser, was fehlte.
Mitten im Gedankenkarussell dringt Glassplittern aus dem Hof, und kurz darauf ein Zetermordio aus der Nachbarwohnung an sein Ohr.
Der türkische Ehemann der syrischen Flüchtlingsfrau, gemeinsam haben sie ein Baby und ein Kleinkind, ist wieder mal volltrunken nach Hause gekommen.
Er steht auf, geht ans Fenster und erkennt im Schein des Vollmondes eine Blutlache im Hof.
Schreien, Kinder- und Baby-Weinen, Türenknallen; die Nachbarsfrau verlässt, mit dem Baby auf dem Arm und dem Kleinkind an der Hand, fluchtartig die Wohnung und das Haus – er dreht sich zur Seite, schließt die Augen und weint bitterlich in sein Kissen, weichmütig wie er ist.
Die Personen und die Handlung der Geschichte sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
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Wow, sehr realistisch und hart. Deine Etüde zieht einem den Boden unter den Füßen weg und öffnet gleichzeitig die Augen.
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Toll geschrieben und mitten aus dem Leben, wie auch deine früheren Etüden. Und beängstigend – in diesen Zeiten durchaus realistisch. Ich möchte nicht wissen, wie häufig ähnliche Szenarien ansatzweise gerade sind…
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Vielen Dank! Gerade der blutige Teil ist nah an der Realität. Liebe Grüße, Bernd
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Glassplitter sind gefährlich. Ein Besen hilft. 😁
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Diese fiktionale Geschichte ist nah an der Realität, vor allem, was den blutigen Teil anbelangt.
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Mir sind solche „Geschichten“ selbst bekannt. Nur kommen bei mir keine Tränen.
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Hihi … backen, ein vielgebeugtes und -beanspruchtes Wort … ;-)
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Seine innere und äußere Einsamkeit lässt die Geschehnisse bei den Nachbarn noch krasser wirken … 😢
Bernd!!!! Angesichts der Schwere deines Textes bleibt mir der Jubel zwar bisschen im Halse stecken, aber ich freue mich sehr, dass es dich zu den Etüden zurückgezogen hat, und hoffe auf ein gutes neues Etüdenjahr mit deiner Beteiligung 😉
Herzliche Mittagskaffeegrüße 😁☁️🎶☕🍪👍
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Liebe Christiane, vielen Dank. Gerne. Alles kann, nichts muss. (-: Genau, ein Kaffee wäre jetzt gut. French Press oder Filterkaffee? Jetzt mal: Filterkaffee. Liebe Grüße, Bernd
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Natürlich, alles kann, nichts muss, ich versuche auch, nichts zu versprechen, von dem ich nicht weiß, ob ich es halten kann und will 😁👍
(Kaffeemaschine: Krups T8, noch aus dem alten Jahrtausend, glaube ich, worunter fällt das? 😉)
😁☕🍪👍
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Die Krups T8 ist eine Filterkaffeemaschine mit Druckbrühsystem. Das klingt gut und schmeckt wahrscheinlich auch sehr gut.
Ich verwende entweder eine French-Press oder die Filtertüten-Maschine Philips HD7769, die Bohnen frisch mahlt und auch ein besonderes (Philips-)Brühsystem hat.
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Gut, was frisch mahlen angeht, bist du im Vorteil, obwohl das immer so laut ist …
Kaffee ist ja auch so ein Hype und ich bin da gar kein Experte, aber ich kann sagen, dass mein Kaffee schmeckt. Auch anderen 😉
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Da meine Kaffeerösterei im Lockdown ist und vermutlich auch noch länger, werde ich mein eigener Barista. Frisch gemahlen ist schon ein Sahnehäubchen. Aber gemahlener Kaffee zügig verbraucht ist auch sehr gut (s. French Press). Ich arbeite noch am Mischungsverhältnis Input-Output. Ich nähere mich meinem Geschmack an (anderen ist mein Kaffee eher zu stark – ich biete dann etwas heißes Wasser extra an).
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